Ortsgeschichte Eddersheim

Am Rande der Eddersheimer Gemarkung, im Wasserwerkswald, wurde eine Bronzemünze des römischen Kaisers Augustus (63 v. Chr. bis 14 n. Chr.) gefunden. Sie zeugt davon, dass in römischer Zeit zwei überregional bedeutende Straßenzüge durch die Eddersheimer Gemarkung führten. Die Straße von Mainz über Hochheim nach Höchst und Frankfurt wurde gekreuzt von der Landstraße, die das Hofheimer Römerkastell mit Groß-Gerau verband; an der alten Furt in Eddersheim überquerte sie den Main. Spuren einer Besiedlung finden sich erst aus fränkischer Zeit. Dazu gehören Grabfunde mit Beigaben wie Halsketten, Armreife, Tongefäße, Speer- und Lanzenspitzen sowie ein Schwert; all diese Funde wurden in die Zeit um 450 n. Chr. datiert.

Ersterwähnung 1145

In einer Schenkungsurkunde an das Stift St. Alban Mainz aus dem Jahr 1145 wurde Eddersheim – in der damaligen Schreibweise „Heddereshem“ – erstmals erwähnt.

Das Weistum – eine Aufzählung von Rechtsgewohnheiten vom 13. August 1445 – stellte fest, dass das gesamte Dorf mit allem Grundeigentum zur Dompropstei von Mainz gehörte und die Eppstein-Königsteiner als Vögte die Gerichtsbarkeit innehatten. Sie wurden 1535 von den Grafen von Stolberg-Königstein abgelöst, die sich bis 1581 mit den Mainzer Dompröpsten die Herrschaft teilten. Mit dem Aussterben der männlichen Linie fiel die Grafschaft vollständig an Kurmainz. Nach der Säkularisierung kam Eddersheim an Nassau-Usingen und gehörte ab 1806 zum Herzogtum Nassau, bis es 1866 an Preußen überging.

Das Eddersheimer Wappen

Das Eddersheimer Wappen, ein blauer Ring auf silbernem Grund, durchzogen von einer grünen Wolfsangel, findet sich ebenfalls schon im Gerichtssiegel und später auf Gemarkungsgrenzsteinen. Es ist praktisch seit 1658 bekannt. Hier gibt es zwei Deutungen. Einmal soll der Dorfzaun damit dargestellt worden sein, nach einer anderen Meinung ist die Wolfsangel ein Forsthaken, der geregelte Forstpflege symbolisiert.

Hugo von Eltz

Nachhaltig beeinflusste die Herrschaft der Mainzer Dompröpste die Entwicklung der Ortschaft. Sie setzten den Schultheißen ein, der ebenfalls Pächter des Dompropsteihofes wurde. Ab 1743 lenkte der Landesherr, Dompropst Hugo von Eltz, die Geschicke des Dorfes. Eddersheim verdankt ihm etliche Schenkungen, unter anderem ein Porträt des Dompropstes, ein silbernes Ewiges Licht, Messkelche und Kerzenleuchter, die heute noch im Besitz der Kirche sind. Auch die Nepomuk-Statue und die Kreuzigungsgruppe in der Pfarrkirche gehörten zu den Stiftungen des adligen Herrn. Während seiner 35-jährigen Amtszeit verlegte er häufig seine Residenz von Mainz in den Propsteihof nach Eddersheim. Noch heute zeugt der großzügige Garten vom einstigen herrschaftlichen Gepräge. Zum Main hin wird er von einer Bruchsteinmauer begrenzt. Darauf steht die Nepomuk-Statue – eine Replik des stark zerstörten Originals, das sich heute im Stadtmuseum befindet.

Katholische Pfarrkirche St. Martin

Im Zentrum des historischen Ortskernes steht die Pfarrkirche St. Martin. Sie beherrscht die Kreuzung der beiden alten Dorfstraßen. Am oberen und unteren Ende der Propsteistraße standen einst zwei Pforten. Bereits im 14. Jahrhundert gab es eine Kirche, die aber 1622 zerstört wurde. 1652 bekam Eddersheim ein neues Kirchengebäude und wurde selbstständige Pfarrei. Zu ihren Filialen gehörte auch das linksmainische Hofgut – der „Mönchshof“. Der Kirchenneubau von 1728 – ein kleiner Saalbau mit barockem Dachreiter – wurde 1934 durch den Anbau eines großzügigen Langhauses erweitert.

Bauern, Fischer und Handwerker

Eine Aufzählung der Eddersheimer Einwohner im 17. Jahrhundert nennt hauptsächlich Fischer und Handwerker. Aber viele stattliche Hofreiten aus dem 17. und 18. Jahrhundert, zum Teil mit qualitätvollem Fachwerk, bezeugen auch die vom Ackerbau geprägte Lebensweise der Menschen. Auffällig sind die dicht gedrängt stehenden kleinen, eingeschossigen Häuschen im Maingässchen und in der Fischergasse, deren Bewohner ihren Lebensunterhalt vorwiegend mit der Fischerei verdienten. Der Main und die zwei heute längst verlandeten 41 Morgen großen Teiche zwischen Eddersheimer, Weilbacher und Hattersheimer Gemarkung boten sich dafür an. Dass der schöne historische Ortskern so gut erhalten ist, ist auch der Aufnahme Eddersheims in das Dorferneuerungsprogramm 1983 zu verdanken.

Foto: Ortskern

Eisenbahnbau und Ortsbildveränderung

Erst der Bau der Taunuseisenbahn führte in Eddersheim zu einer augenfälligen Ortsbildveränderung. Dem weit vom alten Ortskern gelegenen Bahnhof, 1891 errichtet, folgte die Siedlungsentwicklung nach Nordwesten entlang der Bahnhofstraße. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte der Zuzug von Vertriebenen und Flüchtlingen zu einem deutlichen Bevölkerungsanstieg. Neben sozialem Wohnungsbau waren es die vielen Neubürger, die sich mit dem Bau eines Ein- oder Zweifamilienhauses ein neues Zuhause schufen.

Pumpwerk

Der Grundwasserreichtum des ehemaligen Seengebietes im Nordwesten von Eddersheim veranlasste die Stadt Frankfurt zum Erwerb des zu Hattersheim und Eddersheim gehörenden Geländes. Im Jahr 1907 errichtete sie dort ein Grundwasser-Pumpwerk in den typischen Formen des Jugendstils. Das Gebäude und die 1927 installierte 13 m hohe und 330 t schwere Dampfmaschine stehen heute unter Denkmalschutz.

Staustufe

Die Eddersheimer Staustufe mit einer 350 m langen Doppelschleuse wurde im Zuge der letzten Stauregelung des Mains in den Jahren 1929 bis 1934 errichtet. Sie ist ein herausragendes Denkmal der Industriearchitektur dieser Zeit. Wegen kriegsbedingter Rohstoffknappheit konnte das Wasserkraftwerk erst 1941 vollendet werden. Entlang der Mönchhof- und Kraftwerkstraße entstand 1928 – und als Erweiterung 1942 – eine Wohnkolonie für die Bediensteten der Schleuse und des Kraftwerkes. Sie ist ebenfalls denkmalgeschützt und hat die für Dienstwohnungen dieser Zeit typischen Ställe und großen Gärten, die zur Selbstversorgung dienten.

Anton Flettner

Der mit Sicherheit berühmteste Sohn Eddersheims war der Ingenieur Anton Flettner (1885-1961), der Erfinder des Rotors und des Flettnerruders. Sein Geburtshaus steht in der Kornmarktstraße 4. Seine Eltern, die eine Reederei betrieben, erbauten 1910 das im Volksmund als „Flettner-Schlösschen“ bekannte luxuriöse Wohnhaus am Mainufer. Ende der 30er Jahre musste seine jüdische Frau Lydia in die USA flüchten. Er folgte ihr 1947 und nahm 1952 die amerikanische Staatsbürgerschaft an. 1961 wurde er in einem Familiengrab auf dem Eddersheimer Friedhof beigesetzt.